Viele Menschen unterschätzen, wie viel Geld ihnen im Ruhestand fehlen wird – bis es zu spät ist. Die sogenannte Rentenlücke beschreibt den Unterschied zwischen dem voraussichtlichen Einkommen im Alter und dem Betrag, den du brauchst, um deinen gewohnten Lebensstandard aufrechtzuerhalten. In diesem Artikel zeigen wir dir, wie du deine Rentenlücke berechnest, welche Faktoren dabei eine Rolle spielen und wie du gezielt gegensteuern kannst.
Was ist die Rentenlücke?
Viele Menschen verlassen sich darauf, dass ihre gesetzliche Rente im Alter ausreicht – ein gefährlicher Irrtum. Denn die gesetzliche Rente deckt häufig nur 40–50 % des letzten Nettoeinkommens. Die Rentenlücke ist also der Betrag, den du zusätzlich zur gesetzlichen Rente brauchst, um deinen gewohnten Lebensstandard zu halten. Je nach Lebensstil, familiärer Situation und Wohnkosten kann die Lücke unterschiedlich groß ausfallen. Deshalb ist es essenziell, diesen Bedarf frühzeitig zu kennen und gezielt zu planen.
In die Berechnung sollten neben Fixkosten (Miete, Versicherungen, Lebensmittel) auch variable Ausgaben (Freizeit, Urlaub, Gesundheit) einbezogen werden – ebenso wie ein Puffer für unvorhergesehene Ereignisse.
Die Rentenlücke ist der finanzielle Fehlbetrag, der entsteht, wenn deine gesetzliche Rente im Ruhestand nicht ausreicht, um deine laufenden Ausgaben zu decken. Sie ergibt sich aus:
Rentenlücke = Gewünschtes monatliches Einkommen im Alter – zu erwartende gesetzliche Rente
Dabei solltest du nicht nur an Grundbedürfnisse denken, sondern auch an Freizeit, Reisen, Gesundheit und Unvorhergesehenes.
Beispiel: So berechnest du deine Rentenlücke
- Nettoeinkommen vor dem Ruhestand: 2.500 €
- Gewünschter Lebensstandard im Alter (ca. 80 %): 2.000 €
- Voraussichtliche gesetzliche Rente laut Renteninformation: 1.350 €
- Rentenlücke pro Monat: 650 €
- Jährliche Rentenlücke: 7.800 €
→ Um diese Lücke über 20 Jahre Ruhestand zu schließen, brauchst du ein Zusatzkapital von rund 156.000 € (vereinfacht ohne Zinsen gerechnet).
Welche Faktoren beeinflussen deine Rentenlücke?
- Einzahlungsdauer: Je länger du arbeitest und einzahlst, desto höher deine Rentenansprüche.
- Beitragsniveau: Gutverdiener erhalten mehr Rente – zahlen aber auch mehr ein.
- Inflation: Entwertet dein Geld langfristig – deshalb realistisch kalkulieren.
- Steuern & Krankenversicherung im Alter: Deine Rente ist nicht vollständig netto.
- Rentenbeginn: Wer früher in Rente geht, erhält Abzüge – wer später geht, erhält Zuschläge.
Tabelle: Einfluss des Renteneintrittsalters auf die Rentenhöhe
Renteneintrittsalter | Veränderung der Rente |
---|---|
mit 63 (abschlagsfrei bei langjähriger Einzahlung) | –7–14 % Abzug je nach Einzelfall |
mit 67 (Regelrente) | 100 % |
mit 69 | +6–10 % Zuschlag |
Warum du deine Renteninformation regelmäßig prüfen solltest
Die Renteninformation ist dein zentrales Dokument für die Planung der Altersvorsorge. Viele werfen sie jedoch ungelesen weg – ein großer Fehler. Sie gibt dir Aufschluss darüber, wie viel gesetzliche Rente du bereits erworben hast und wie hoch dein Anspruch voraussichtlich sein wird, wenn du so weitermachst wie bisher. Sie basiert auf deinen bisher gezahlten Beiträgen in die Rentenversicherung.
Tipp: Du kannst auch jederzeit eine ausführliche Rentenauskunft bei der Deutschen Rentenversicherung anfordern, wenn du eine genauere Analyse wünschst. Fehlerhafte oder fehlende Zeiten sollten unbedingt korrigiert werden – z. B. Kindererziehungszeiten, Studienzeiten oder Minijobs.
Jedes Jahr erhältst du von der Deutschen Rentenversicherung deine Renteninformation. Sie enthält:
- die bisher erworbenen Rentenansprüche
- eine Prognose bei gleichbleibenden Beiträgen
- Angaben zur Erwerbsminderungsrente
Wichtig: Die Zahlen sind in heutiger Kaufkraft angegeben – zukünftige Inflation ist nicht berücksichtigt. Prüfe außerdem, ob alle Arbeitsjahre korrekt erfasst sind.
Wie viel Kapital brauchst du zur Schließung der Rentenlücke?
Die Faustregel:
Kapitalbedarf = Rentenlücke x 12 x Jahre im Ruhestand
→ Beispiel: 650 € x 12 x 25 Jahre = 195.000 €
Mit einer Verzinsung von durchschnittlich 3 % liegt der benötigte Kapitalstock sogar etwas niedriger – dank Zinseszinseffekt. Tools und Online-Rechner helfen bei der genaueren Kalkulation.
Möglichkeiten zur Schließung der Rentenlücke
Vorsorgemöglichkeit | Vorteile | Nachteile |
Gesetzliche Rente (mehr einzahlen) | keine Gesundheitsprüfung, sicher | begrenzte Steuerungsmöglichkeit |
Riester- oder Rürup-Rente | staatlich gefördert, garantierte Leistung | komplex, bürokratisch |
ETF-Sparplan | flexibel, hohe Renditechancen | keine Garantie, Marktrisiko |
Betriebliche Altersvorsorge | Arbeitgeber beteiligt sich häufig | Rentenkürzung durch spätere Versteuerung |
Immobilien zur Vermietung | inflationsgeschützt, laufendes Einkommen | hoher Kapitalbedarf, Verwaltungsaufwand |
Tipps zur Vorsorgeplanung
Eine gute Altersvorsorge basiert auf Vielfalt und Flexibilität. Abhängig vom Alter, Einkommen, Familienstand und Risikobereitschaft unterscheiden sich die Strategien deutlich. Für Berufseinsteiger lohnt sich z. B. ein ETF-Sparplan, um vom Zinseszinseffekt zu profitieren. Familien mit Kindern können Riester-Zulagen nutzen, während Selbstständige über die Rürup-Rente Steuervorteile realisieren.
Auch wichtig: Neben dem Vermögensaufbau ist die Absicherung im Pflegefall ein wichtiger Baustein – z. B. über eine private Pflegezusatzversicherung. Wer Immobilien besitzt, sollte sich Gedanken über Barrierefreiheit im Alter oder einen möglichen Verkauf mit Rückmietung machen (Stichwort: Immobilienverrentung).
- Starte frühzeitig – je früher, desto geringer die monatliche Sparlast.
- Nutze Steuer- und Fördermöglichkeiten (z. B. Riester, bAV, VL-Sparen).
- Lege Rücklagen für Pflege, Gesundheit und steigende Lebenshaltungskosten an.
- Kalkuliere mit realistischen Zahlen (Inflation, Steuern, Versicherungen).
- Lass dich regelmäßig von unabhängigen Finanzberatern unterstützen.
Fazit
Die Rentenlücke ist real – und sie betrifft fast alle Erwerbstätigen. Wer sich frühzeitig mit dem Thema beschäftigt und aktiv gegensteuert, kann im Ruhestand entspannt leben, statt Abstriche machen zu müssen. Berechne deine Lücke realistisch, nutze verfügbare Instrumente zur Vorsorge und überprüfe deinen Plan regelmäßig. Deine finanzielle Unabhängigkeit im Alter liegt in deiner Hand.